Photovoltaik (PV) ist eine der Schlüsseltechnologien für die Energiewende. Dennoch gibt es zahlreiche Vorurteile und Mythen, die den Ausbau von Solarenergie verzögern könnten. Wir nehmen die wichtigsten Widersprüche unter die Lupe und liefern fundierte Antworten auf häufige Fragen.
Ist PV-Strom zu teuer?
PV-Strom war einst teuer, doch das hat sich radikal geändert. Heute gehören die Stromgestehungskosten großer PV-Anlagen zu den niedrigsten aller Energiequellen. Dachanlagen produzieren Strom für etwa 6 bis 14 Cent pro Kilowattstunde, während Freiflächenanlagen noch günstiger sind – oft bei nur 4 bis 7 Cent pro kWh. Zum Vergleich: Die Umweltkosten fossiler Energien wie Kohle oder Gas werden noch immer nicht vollständig eingepreist, was diese Energieträger künstlich billiger erscheinen lässt.
Ähnlich verhält es sich bei der Kernenergie. Die tatsächlichen Kosten für den Rückbau von Atomkraftwerken und die Endlagerung des radioaktiven Abfalls sind enorm und werden oft unterschätzt. Schätzungen zufolge belaufen sich die nicht-diskontierten Kosten für die Endlagerung in Deutschland auf etwa 51 Milliarden Euro. Diese Kosten werden häufig nicht in den Strompreis eingerechnet, wodurch Atomstrom günstiger erscheint, als er tatsächlich ist.
Kann Solarenergie eine zuverlässige Stromversorgung sicherstellen?
Ja, und das besser als oft angenommen. PV-Strom liefert bereits jetzt an sonnigen Tagen bis zu 90 % des benötigten Stroms. Auf Jahressicht deckte Solarenergie 2023 etwa 12 % des Bruttostromverbrauchs in Deutschland ab – Tendenz steigend. Mit dem geplanten Ausbau wird erwartet, dass PV bis 2030 etwa 30 % der Stromversorgung übernimmt.
Ein weiterer Vorteil: Die Produktion von Solarstrom ist dank moderner Vorhersagemodelle hochgradig planbar. Mithilfe von Satellitendaten, lokalen Messstationen und Wolkenkameras können Netzbetreiber präzise Leistungsprognosen erstellen. Diese Modelle ermöglichen es, regionale Schwankungen der Bewölkung frühzeitig zu erkennen und darauf zu reagieren. So können Abweichungen in der PV-Erzeugung deutschlandweit ausgeglichen werden, wodurch die Stabilität der Stromversorgung erhöht wird.
Die Kombination von Solar- und Windenergie sorgt zudem für eine bessere Netzbalance. Während PV tagsüber und im Sommer höhere Erträge liefert, produziert Windkraft vor allem nachts und im Winter zuverlässig Strom. Dieses Zusammenspiel minimiert Versorgungslücken.
Auch Batteriespeicher und flexible Lastmanagement-Technologien spielen eine immer größere Rolle. Sie können PV-Stromüberschüsse speichern und zu Zeiten hoher Nachfrage abrufen. Dezentrale Anlagen – insbesondere im Verteilnetz – ermöglichen zudem eine verbrauchsnahe Stromerzeugung, was die Netze entlastet und die Versorgungssicherheit weiter verbessert.
Benötigen wir riesige Flächen für den PV-Ausbau?
Nein, Deutschland hat genug Flächenpotenzial – auch ohne in Konkurrenz zur Landwirtschaft zu treten. Neben Dachflächen, die noch zu 90 % ungenutzt sind, bieten Lösungen wie Agri-Photovoltaik, schwimmende Anlagen oder die Integration in Fassaden zahlreiche Möglichkeiten. Mit der Nutzung solcher Flächen könnte ein Großteil des Energiebedarfs gedeckt werden, ohne zusätzlich Land zu beanspruchen.
Erzeugt die Herstellung von PV-Anlagen mehr Emissionen, als sie einspart?
Nein, das Gegenteil ist der Fall. Die Energie, die zur Herstellung einer PV-Anlage benötigt wird, wird in Deutschland bereits nach 1 bis 2 Jahren Betrieb zurückgewonnen. Moderne Module haben eine Lebensdauer von 25 bis 30 Jahren, was bedeutet, dass sie etwa 10 bis 20 Mal mehr Energie erzeugen, als für ihre Herstellung verbraucht wurde.
Ist PV-Strom nur etwas für Eigenheimbesitzer?
Nein. Mieter können Stecker-Solargeräte – sogenannte Balkonkraftwerke – nutzen, um direkt Strom zu produzieren. Zudem gibt es Mieterstrommodelle, bei denen Bewohner von Mehrfamilienhäusern von Solarstrom profitieren. Dieses Modell setzt Fachwissen in der Umsetzung voraus. Wir oder unsere Partner beraten Sie gerne, um die optimale Lösung für Ihr Gebäude zu entwickeln.
Auch Bürgerenergieprojekte oder Energiegenossenschaften bieten Möglichkeiten, sich an PV-Anlagen zu beteiligen, selbst wenn das eigene Dach ungeeignet ist.
Gefährden PV-Anlagen die Umwelt?
Nein, im Gegenteil. PV-Freiflächenanlagen können Biodiversität fördern, wenn sie entsprechend gestaltet sind. Begrünte Flächen unter und zwischen den Modulen bieten Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Die Nutzung trockengelegter Moorflächen für PV kann zudem den CO₂-Ausstoß reduzieren.
Fazit
Photovoltaik ist nicht nur effizient und kostengünstig, sondern auch ein entscheidender Baustein für eine nachhaltige Energiezukunft. Die gängigen Vorurteile beruhen oft auf veralteten Informationen oder falschen Annahmen. Mit der richtigen Aufklärung und klugen Konzepten kann die Akzeptanz weiter gesteigert werden – und jeder kann Teil der Energiewende werden.
Quelle: Weitere Informationen und detaillierte Daten finden Sie in der Studie “Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland” des Fraunhofer ISE: https://www.ise.fraunhofer.de/de/veroeffentlichungen/studien/aktuelle-fakten-zur-photovoltaik-in-deutschland.html